Eine Geschichte hinter unseren Produkten...
Diese Woche in Ayacucho war voll an Terminen, Emotionen, Erlebnissen und wunderschönen Momenten. Für die nächste Winterkollektion gibt es neue Prototypen und Farben, die in Produktion gehen. Das Wichtigste aber war: Wir konnten unsere Strickerinnen wieder treffen!
Wenn ihr euch fragt, warum eigentlich Ayacucho? Dann muss ich etwas länger ausholen: Beanie.at steht für modische, nachhaltige und top-verarbeitete Mützen & Accessoires, das Herzstück aber ist die faire Produktion. Unsere Kunden lieben ihre Beanies, aber sie lieben auch die Geschichte hinter diesen Stücken.
Ich arbeite in dieser geschichtsträchtigen Stadt mit einer Hilfsorganisation zusammen (Solid International), die hier mit vielen Projekten gegen die Armut in und rund um Ayacucho kämpft: Ein Strickatelier samt Kindergarten und Kinderbetreuung, ein Frauenhaus, Sozialarbeit und Begleitung für minderjährige Mütter und noch vieles, vieles mehr. Wir konnten alle Projekte diese Woche vor Ort besuchen.
Im Strickatelier sind ca. 150 Strickerinnen angestellt. Viele Frauen arbeiten hier in der Stadt, einige aber auch in den umliegenden Dörfern in Heimarbeit. Sie bekommen fairen Lohn (WFTO zertifiziert), bei Bedarf auch Kinderbetreuung und verschiedene Sozialleistungen.
Eine ganz besondere Strickgruppe durften wir diese Woche kennenlernen und treffen(!): Die Strickgruppe des „Penal de Yanamilla“, des Gefängnisses in Ayacucho. Die Frauen dort stammen aus verarmten ländlichen Regionen und wurden zumeist wegen Drogenschmuggels angeklagt oder verurteilt (was hier mit ca. 9-10 Jahren Haft bestraft wird).
Ich war noch nie in einem Gefängnis und ich kann euch gar nicht sagen, wie nervös wir waren! Wir mussten vorab ein kompliziertes Anmelde- und Sicherheitsprozedere durchlaufen und wurden anschließend vom Gefängnisdirektor und seinem Sicherheitschef empfangen und begrüßt. Das Gefängnis hat über 1.500 Insassen. Wir kamen am Innenhof der Männer vorbei, wo bei hitziger Stimmung im Innenhof Fußball gespielt wurde – es ging weiter zum Frauen-Trakt.
Solid beschäftigt dort eine Gruppe von ca. 15 Frauen sowie eine externe Mitarbeiterin, die täglich zur Qualitätskontrolle ins Gefängnis kommt, bei der Arbeit hilft und die Produktion koordiniert. Im Winter 2021 wurden einige unserer Mini-Loops und Mini-Babymützen dort produziert. Derzeit wird gerade an einem anderen Projekt mit Handstrickmaschinen gearbeitet.
Die Arbeit ist sehr beliebt, denn viele der Frauen haben außerhalb des Gefängnisses Kinder und Verwandte, die sie damit finanziell unterstützen können. Solid hat für sie eine Möglichkeit geschaffen, fair bezahlter Arbeit nachzugehen. Diese 15 Frauen können sich zum einen handwerklich betätigen, bekommen damit das Gefühl der Selbstständigkeit zurück und können ihr Leben mit eigenen Händen verbessern.
Es war eine Achterbahn der Gefühle, die wir an diesem Vormittag durchlaufen hatten. Es gab einen Rundgang in der Strickwerkstatt, Kekse und Orangensaft und einen ganz herzlichen Empfang. Gleichzeitig aber war es ein beklemmendes Gefühl in dieser Umgebung zu sein. Wir freuen uns ehrlich, dass wir auch im kommenden Jahr wieder dort produzieren und wir damit einen kleinen Beitrag leisten!
Liebe Grüße
Susanne
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